Seit 2014 arbeitete Hussein für renommierte somalische Medien wie Royal Somali TV,
RTN Somali TV, Arlaadi Media Network und zuletzt als Chefredakteur bei M24 Somali
TV. Sein Fokus lag dabei stets auf gesellschaftlichen Themen, Politik und besonders auf
Faktenüberprüfung – ein Kernbereich moderner, verantwortungsbewusster
Berichterstattung.
Von einem Baum im ländlichen Bu’aale bis zum internationalen IVLP-Programm
Hussein stammt aus einer Nomadenfamilie, die von Viehzucht und Landwirtschaft lebte.
Seine Schulzeit begann er 2005 an der Iftiin-Schule in Bu’aale. Obwohl seine Familie
sich das Schulgeld nicht leisten konnte, ermöglichte ihm ein Stipendium die kostenlose
Grund- und Mittelschulbildung.
Im Jahr 2007, während des Vormarschs der Islamischen Gerichte, zwang seine Mutter
ihn, die Schule zu verlassen, um ihn vor der Zwangsrekrutierung zu schützen. Er zog
nach Galkayo und Garowe, wo er seine Schulbildung unter schwierigen Bedingungen
fortsetzte – zeitweise arbeitete er in einem kleinen Café für einen Monatslohn von nur
zehn Dollar, um seine Bildung selbst zu finanzieren. Diese Zeit lehrte ihn
Durchhaltevermögen und Zielstrebigkeit.
Rückkehr nach Baydhabo & der gefährliche Alltag im Journalismus
2013 kehrte Hussein nach Baydhabo zurück und arbeitete für Royal Somali TV sowie
lokale Radiosender. Doch Baydhabo war alles andere als sicher – Journalisten wurden
regelmäßig bedroht, verfolgt oder Opfer von Attentaten.
Hussein überlebte mehrere Angriffe und Morddrohungen. Einmal wurde er sogar
während einer Live-Sendung telefonisch mit dem Tod bedroht – während er noch „on
air“ war. Trotz der Gefahr berichtete er mutig aus belagerten Regionen wie Diinsoor
und Buurhakaba über Wasserknappheit, medizinische Notlagen und das Fehlen
staatlicher Strukturen.
Auf einer besonders riskanten Recherchereise entkam er nur knapp einem tödlichen
Hinterhalt – Sicherheitskräfte retteten ihn in letzter Minute.
Verhaftung, Auszeichnung & Flucht
Am 11. Februar 2020 wurde Hussein in Buurhakaba verhaftet, als er über einen
Bombenanschlag auf Zivilisten berichtete. Internationale Organisationen wie CPJ, SJS,
NUSOJ, FESOJ und das Somali Media Women Network verurteilten seine Festnahme
scharf.
Hussein war auch als unabhängiger Medienberater im Büro des Parlamentspräsidenten
von Somalia tätig. Für sein Engagement wurde er im Mai 2021 mit dem IVLP Impact
Award aus den USA ausgezeichnet. Mit dem Preis organisierte er ein
Trainingsprogramm für 30 Journalist:innen aus den Regionen Bay, Bakool und Lower
Shabelle.
Neuanfang in Deutschland
Aufgrund zunehmender Bedrohungen, der Ermordung von Kolleg:innen und schwieriger
Lebensumstände entschied sich Hussein, Somalia zu verlassen. Am 13. Mai 2024 kam
er nach Deutschland – auf der Suche nach Sicherheit, Freiheit und neuen Perspektiven.
Trotz zahlreicher Herausforderungen wie Sprachbarrieren, kultureller Anpassung und
fehlender Anerkennung seiner Abschlüsse blieb er optimistisch. Am 21. Juni 2024 wurde
er vom BAMF angehört und erhielt am 27. März 2025 offiziell den Flüchtlingsstatus – ein
Schritt in Richtung Freiheit und Stabilität.
Seit dem 25. September 2024 ist er Mitglied im Journalist Exile Network der ECPMF, wo
er exilierte Journalist:innen repräsentiert.
Blick nach vorn
Heute lernt Hussein intensiv Deutsch und bereitet sich auf das Abitur vor, um seine
akademische Laufbahn in Deutschland fortzusetzen. „Ich will wieder in meinen Beruf
zurück und eine Perspektive finden, die zu meiner Erfahrung passt“, sagt er.
Er glaubt fest daran, dass interkultureller Austausch der Schlüssel für Frieden und
Zusammenleben ist. Seine Leidenschaften – Lesen, Reisen und Fotografie – spiegeln
seine vielseitige Lebensgeschichte wider, die von Kampfgeist und kultureller Tiefe
geprägt ist.
Fazit
Die Geschichte von Hussein Geesey zeigt: Geflüchtete sind nicht nur Hilfesuchende,
sondern bringen Fähigkeiten, Mut und Visionen mit. „Dieses Land ist für mich eine neue
Chance – aber ich bin für dieses Land auch eine Ressource: mit Einsatzbereitschaft,
Kreativität und Integrationswillen“, so sein abschließender Appell.