Aktuelles · 28. August 2020
28. August-Volkstrauertag der Russlanddeutsche
Russlanddeutsche- Tragödie meines Volkes.. über das, was sie vielleicht nicht wissen
Als ich mich an meine Oma erinnere, bemerke ich, dass ich sie nie lächeln gesehen habe. Und Großvater kannte ich überhaupt nicht lebend. Von der Trauer der Menschen und dem tiefen Schmerz des Volkes in meiner Familie wurde nie gesprochen. Nur hier in Deutschland, in meinem reifen Alter, kam Verständnis. Ich habe gehört, dass emotionaler seelischer Schmerz auf genetischer Ebene von Generation zu Generation übertragen wird. Vielleicht deswegen fließen ungebetene Tränen, wenn ich darüber etwas lese oder mir Fotos dieser Zeit ansehe.
Noch in den zwanziger und dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts waren Deutschen in Russland unbeliebt von der Sowjetischen Regierung – zahlreiche (über 70 tausend) Verhaftungen und Inhaftierungen, Deportationen aus der Ukraine und Krim. Grund dafür – nur dass sie Deutschen sind. Seit Beginn des Zweiten Weltkriegs war es noch schlimmer- sie wurden zu Volksfeinden erklärt und vom Bevölkerung oft als Faschisten bezeichnet. Krieg war nur als Vorwand für ethnische Säuberungen.
Die Vertreibung von Haus und Hof, die Trennung der Familien, Terror gegen die ungeliebte Minderheit erreichten ihren Höhepunkt nach dem 28. August 1941. Nach dem Erlass waren ca. 440.000 Wolgadeutsche während zwei Wochen in den Weiten Sibiriens und in Kasachstan im Güterwagons deportiert. Schon unterwegs mehr als tausend Menschen starben. Vom Ort waren sie bei den Familien untergebracht und bekam eine Ecke im Zimmer. Sie waren so eingerichtet, dass sie nicht miteinander sprechen konnten, deutsche Sprache war verboten. Insgesamt in der Sowjetunion waren mehr als zwei Millionen Menschen deportiert, darunter 1.200.000 Russlanddeutsche. Bis 1956 befanden sich Russlanddeutschen an ihren Wohnorten in Spezialsiedlungen, dürften das Ort nicht verlassen und musste sich monatlich im Büro des Kommandanten melden. Und wenn es in dem Siedlungsort nur eine Grundschule gab, blieben die Kinder ohne weiterführende Schule. Bis 1964 dürfte die Russlanddeutsche nicht studieren, bis 1972 durften sie nicht in Großstädten wie Moskau oder Leningrad wohnen.
Ab Anfang 1942 bis 1947 wurden Männer zwischen 15(noch Jungen!) und 55 Jahren und Frauen zwischen 16 und 45 Jahren mit Kindern über 3 Jahren in die sogenannten Arbeiterarmeen, mobilisiert. Die mobilisierten Deutschen bauten Fabriken in Russland, arbeiteten im Holzeinschlag und in Minen, sie arbeiteten wie Sklaven und wurden wie Kriegsgefangene bestraft. Die Russlanddeutschen sollten 400 Gramm Kleie pro Tag essen, andere Deportierte / Nichtdeutsche – 800 Gramm. Ein Drittel von Russlanddeutschen starb.
Über 30 Jahren Diskriminierung, gezielte Maßnahmen zur Assimilation von Russlanddeutschen mit Anzeichen von Völkermord. Warum? Wofür? Die Frage lässt immer noch nicht in Ruhe. Die Russlanddeutsche – fleißig, heimattreu und Opfer der stalinistischen Säuberungen und ganz ohne Hass und Wut im Herzen!
Hamburg, den 28.08.2020
Oxana Li
